Die Stärke eines individualpädagogischen Projektes ist es, auf unterschiedliche Klienten eingehen zu können und den Tagesablauf entsprechend anzupassen.
Auch wenn das naturnahe Leben oft Anpassungen fordert (z.B. bei Lämmchen, die nachts zur Welt kommen, Heuernte in den Abendstunden etc) gibt es klare Absprachen, und der Ablauf wird nicht „mittendrin“ verändert. Verbindlich ist die Version in unserem Haus – der Tagesablauf im Web ist als Anhaltspunkt, wie die Tätigkeiten gewichtet sind, gedacht.
Bewertung des Tagesplanes
Hintergrund des Tagesplanes ist es ganz klar, Jugendlichen eine Chance zu geben, Ihren eigenen Wert zu erfahren – bensbesonders wichtig, wenn im Netzwerk Schwierigkeiten bestehen, die besonderen Vorraussetzungen zu akzeptieren. Auf der einen Seite steht das positive Erleben: Die Jugendlichen leisten – oft auch im Vergleich zu ihren Bezugspersonen – etwas, was man ohne Einarbeitung nicht aus dem Stand erreichen kann.
Auf der anderes Seite stehen die Anforderungen der Schul- und Arbeitswelt. Auch Menschen, die die Werkstätten für Behinderte im Gartenbereich arbeiten, sind aufgrund von Ausbildung, Training und Arbeitsmethoden meist ohne Schwierigkeiten in der Lage, in Ihrer Arbeitszeit mehr zu erreichen als ein Hobbygärtner in seinem Garten.
Ein erstes Ziel ist es, mit diesem Tagesablauf kontinuierlich und ohne Schwierigkeitenverlagerung in andere Lebensbereiche 20 Wochenstunden Arbeitstraining zu erreichen- hinzu kommt natürlich die Zeit, die wir für die persönliche Reorganisation und Training der „Alltagsfähigkeiten“ aufwenden. Wird er sehr gut durchgehalten entspricht er etwa 30 Std. die Woche. Dieser Freiraum ist gewollt und für eine begrenzte Zeit notwendig und natürlich können die Anforderungen am Standort erweitert werden.
Ein normaler Schüler der 8 und 9 Klasse besucht in der Regel ca. 32 – 35 Schulstunden die Schule und muss in etwa 10 Std. in der Woche für die Nacharbeitung aufwenden (alleine 30 – 50% aller Schüler erhalten zusätzlich Nachhilfe). Hinzu kommen Wegezeiten etc.. Es wird deutlich, dass unser Tagesprogramm – trotz des „späten“ Tagesabschlusses – sehr deutlich unter diesen Anforderungen liegt. Macht ein Schüler ein Praktikum arbeitet er in der Regel „normal“, das heisst ca. 38,5 Wochenstunden – was auch die Regelanforderung in geschützten Ausbildungen und Ausbildungen in Werkstätten für behinderte Menschen darstellt.
Mit diesem Tagesablauf kann auch bei einer Ausbildung zum Pferdepfleger die Ausbildungszeit nur 1/2 Zeit gerechnet werden. Ziel ist daher eine Steigerung der Ausdauer. Für die Bewertung fertigen wir laufend Berichte an – und auch der Jugendliche soll seinen Tag selbst reflektieren.
Daher ist es zur Entwicklung einer Perspektive unabdingbar, den Tagesablauf und die Anforderungen realistisch zu betrachten und in der Rückführungsplanung auf die real gemachten Arbeitsbeobachtungen zurückzugreifen. Auch externe Praktika, die meistens in der Ausschreibungsphase durchgeführt werden, objektivieren das Bild.
Tagesstruktur
bis 8.00 | Aufwachen und Aufstehen |
Die Jugendlichen stellen sich selbst den Wecker zu einer Zeit, die sie brauchen, um pünktlich und gut ausgerüstet zum Arbeitsbeginn auf dem Hof zu sein. Zeit für die erste Tasse Tee oder Kaffee, und wer will einen kleinen Happen. | |
8.00 – 8.45 | Morgenrunde |
Unsere Tiere werden versorgt. Ziel ist, dass die Jugendlichen in dieser Zeit lernen, feste Routinen einzuhalten und beweisen, dass sie in der Lage sind, andere Lebewesen gut zu versorgen. Nach Einarbeitung übernehmen sie immer mehr Tätigkeiten selbst. | |
8.45 – 9.30 | Morgenpause und Frühstück |
9.30 – 12.30 | Zeit für Projekte |
. | Je nach Wochentag werden nun die anstehenden Aufgaben erledigt (siehe Wochenplan und Jahresplan). Ab 12 Uhr wird gekocht. |
12.30 – 14.00 | Mittagessen und Mittagspause |
14.00 – 16.00 | Projektphase II |
16.00 – 17.30 | Lernphase / Vorbereitung |
. | Intellektuelle Nachbereitung und Beschäftigung mit den Aufgaben des Tages (Tagesbericht) und Möglichkeit kleine Lernprojekte (z.B. Sprachenlernen am PC) umzusetzen. Alternativ: Arbeit mit dem Schulmaterial z.B. der Flex-Fernschule oder Mutpol. Wir besprechen die Aufgaben in dieser Zeit und auch das Ergebnis. Wir bereiten in dieser Zeit aber die Aufgaben für den nächsten Tag vor. |
ca. 17.30 | Abendessen |
19 – 21.00 | Medienzeit, Nutzungsmöglichkeit von Fernseher und 1/2 Std. Internet wenn pädagogisch angezeigt |
ab 22 Uhr | Nachtruhe nach Duschen, Zähne putzen etc |
Unsere Wochenstruktur
Unsere Woche ist geprägt von den jahreszeitlichen Anforderungen und organisatorischen Gegebenheiten. Grob gliedert Sie sich so:
Mo, Di, Mi | Projekttage |
Neben den täglichen Routinen (Tiere versorgen, Pferde trainieren) wird an den Aufgaben im Jahresplan gearbeitet. | |
Do | Hoftag |
Wir bringen den Hof und die Geräte auf Vordermann. Reinigen Tröge, Outdoorausrustung, mähen Rasen, putzen Traktor und Autos etc. | |
Fr | Haushaltstag |
Wir verarbeiten Lebensmittel, kochen vor, planen die Einkäufe und arbeiten in der Hauswirtschaft. | |
Sa, So | Wochenende! |
Wir unternehmen eine gemeinsame Aktivität, und kleinere Freizeitprojekte können umgesetzt werden (Bemalen von Anhängern, Angeln gehen etc). Bis Sonntag Abend ist a) die eigene Wäsche sauber b) das eigene Zimmer und das „Putzgebiet“ gereinigt. An einem Tag kann bis 11.00 Uhr ausgeschlafen werden. Mind. 1 Mahlzeit des Wochenendes wird so eigenständig wie möglich zubereitet. |
Dieser Wochenrythmus wird je nach pädagogischem Bedarf durch längere erlebnispädagogische Einsätze (Trekkingtouren, Wanderritte, Rad- oder Kanutouren) unterbrochen, die uns besonders bei Widerstand gegen formalisiertes Lernen die Chance geben, den Bildungsstand zu fördern.
Die Jugendlichen können sich vielfältig beteiligen: – Bei den Arbeitsprojekten beziehen wir Sie bewusst in die Planung mit ein, so dass sie auch intellektuell gefördert werden. – Beim Einkaufen können Jugendliche eigene Vorstellungen einbringen. – Die Jugendlichen erhalten oft einen Rahmen (z.B. zu erledigende Aufgaben) und können eigene Arbeitsweisen selbst ausprobieren.